Energieeffizienz in der Industrie steigern
ÖKOTEC Expertinnen und Experten haben auf Basis von über 2.000 Beratungsprojekten eine Sammlung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Dekarbonisierung der Industrie zusammengestellt.
Dekarbonisierung in der Industrie voranbringen
Wärmepumpen in der Industrie sind eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg der Dekarbonisierung, da sie die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung ermöglichen und somit Öl und Gas als Energieträger ablösen können. Das Interesse und die konkrete Nachfrage bei Unternehmen steigen merklich. Wir fassen für Sie Einsatzmöglichkeiten, Potenziale und unsere Empfehlungen zusammen.
Wärmepumpen werden als Kompressionswärmepumpen, Ab- und Adsorptionswärmepumpen, aber auch als offene Prozesse zum Beispiel in Form der Dampfkompression angeboten. Man unterscheidet in konventionelle Wärmepumpen bis circa 70 °C Nutztemperaturniveau, Hochtemperaturwärmepumpen bis circa 90 °C und Höchsttemperaturwärmepumpen bis derzeit circa 165 °C Nutztemperaturniveau, die je nach Anforderungsprofil zum Einsatz kommen können.
Als Wärmequellen dienen klassischerweise die Umgebungsluft, das Grundwasser oder das Erdreich, wobei auch Abwasser und Abluft und andere Prozessabwärme gezielt als Wärmequelle genutzt werden können. Jede Wärmequelle birgt verschiedene Vor- und Nachteile beziehungsweise Vorgaben, die zu berücksichtigen sind.
So ist es zum Beispiel sehr einfach und ohne große Erdarbeiten machbar, die Umgebungsluft als Wärmequelle für die Raumheizung zu nutzen. Dies verringert deutlich den zeitlichen und finanziellen Aufwand und lässt sich auch bei Bestandsgebäuden in der Regel problemlos umsetzen. Allerdings wirken sich die schwankenden Außentemperaturen und eine möglicherweise auftretende Vereisung des Verdampfers nachteilig auf die Leistungsfähigkeit der Luft-Wärmepumpe aus.
Je nach Wärmepumpe müssen auch die Aufstellungsoptionen, der Lärmschutz, wasser- und bergbaurechtliche Belange und das Nachbarschaftsrecht geprüft werden.
Um die kostenlosen Wärmequellen über die Wärmepumpe nutzbar zu machen, wird für den Betrieb der Wärmepumpe Strom benötigt. Unternehmen sollten hierfür ausschließlich Grünstrom einsetzen, aus Eigenerzeugung oder durch den Bezug von Grünstrom, um einen Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten.
Um den Strombedarf und somit die Betriebskosten der Wärmepumpe so gering wie möglich zu halten, ist es entscheidend, wie effizient die Wärmepumpe arbeiten kann. Bei der Einschätzung der Effizienz ist vor allem die Temperaturdifferenz zwischen der Temperatur der Wärmequelle, also beispielsweise der Umgebungsluft, und der Zieltemperatur, die zur Raumheizung oder für industrielle Prozesse benötigt wird, zu beachten. Mit zunehmendem Temperaturhub sinkt der Wirkungsgrad. Je höher die Temperatur der Wärmequelle ist und, umso niedriger die Zieltemperatur, desto höher ist auch der Wirkungsgrad. Daher empfiehlt unsere Expertin Sylvia Jacobi, auf eine möglichst geringe Temperaturdifferenz und eine Minimierung des Nutztemperaturniveaus zu achten.
Die Gebäudeheizung ist ein interessanter Anwendungsfall für eine Wärmepumpe in der Industrie, da die benötigten Temperaturen in der Regel nicht besonders hoch sind und die Wärmepumpe somit effizient arbeiten kann. Doch auch hier wird die Wirtschaftlichkeit der Umsetzung von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst.
Ganz entscheidend sind der Gebäudezustand, die Auslegung der Heizungssysteme und die Installationsbedingungen, weshalb der Einsatz in Bestandsgebäuden mitunter herausfordernd sein kann. Vor der Planung des neuen Heizsystems empfehlen wir daher, den energetischen Zustand zu prüfen, Heizungssysteme anzupassen und gegebenenfalls die Gebäudehülle zu sanieren. Denn so lässt sich der Wärmebedarf mitunter drastisch senken, sodass die anschließend benötigte Wärmepumpe kleiner ausgelegt werden kann und effizienter arbeitet.
Um die Effizienz der Wärmepumpe weiter zu erhöhen, empfehlen wir, die verschiedenen Wärmebedarfe genau zu betrachten. So kann die Effizienz der Wärmepumpe unserer Erfahrung nach häufig gesteigert werden, wenn die Warmwasserversorgung abgekoppelt werden kann, um das benötigte Temperaturniveau zu senken. Das Trinkwarmwasser wird in der Regel auf deutlich höherem Temperaturniveau benötigt und auch der Warmwasserspeicher kann erhebliche Wärmeverluste verursachen. Im Falle einer Abkopplung sind Alternativen zur Erhitzung des Trinkwassers zu prüfen, wie beispielsweise Solarthermie in Kombination mit einem Durchlauferhitzer oder einem Elektroboiler.
Die Quell- und die reale Systemtemperatur haben wie dargestellt einen großen Einfluss auf die Effizienz der Wärmepumpe, sodass sowohl Regelungsmöglichkeiten als auch das Nutzungsverhalten zu prüfen sind. Hinzukommen Faktoren wie die Qualität der Installation, die Instandhaltungsqualität und die Anlageneinstellung.
In den allermeisten Industrieunternehmen erfolgt die klassische Bereitstellung von Wärme über fossile Brennstoffe. Die Elektrifizierung der Wärmeversorgung ist daher ein absolut wichtiger Ansatzpunkt bei der Dekarbonisierung. Aufgrund des guten Wirkungsgrades von Wärmepumpen sind diese prädestiniert, um die Wärmeversorgung – zumindest in großen Teilen – zu übernehmen.
Ein klassischer Anwendungsfall für Wärmepumpen ist zum Beispiel, Abwärmepotenziale nutzbar zu machen. Wenn das Temperaturniveau der Wärmequelle, also der (Prozess-)Abluft oder der (Prozess-)Abwärme, zur direkten Weiternutzung zu niedrig und so kein direkter Wärmeaustausch über Wärmeüberträger möglich ist, kann dieses mithilfe einer Wärmepumpe angehoben werden.
Auch hohe Temperaturen im Prozess-Wärme-Bereich sind mittlerweile über Wärmepumpen erreichbar und die Technologien werden kontinuierlich weiterentwickelt. Unsere Expertin Sylvia Jacobi rät hierfür, intern kaskadierte Wärmepumpenverschaltungen und die Reihenschaltung von Wärmepumpen zur Maximierung der Effizienz zu prüfen.
Besonders in Industrieunternehmen, in denen gleichzeitig Wärme und Kälte benötigt wird, bietet sich gegebenenfalls die Möglichkeit, herkömmliche Kälteerzeugungsanlagen als Wärmepumpen zu nutzen oder durch Wärmepumpen bei gleichzeitiger Wärme- und Kälteerzeugung zu ergänzen oder zu ersetzen. Durch die gekoppelte Erzeugung von Wärme und Kälte erhöht sich die Gesamteffizienz und Abwärme auf niedrigem Temperaturniveau wird vermieden.
Die Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen sind vielfältig – von der Gebäudeheizung bis zur Substituierung von fossilen Brennstoffen für die Prozesswärmebereitstellung. Um jedoch eine hohe Effizienz und somit ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis zu schaffen, empfehlen wir Ihnen eine genaue Analyse der Wärmequellen und -senken und die Ausschöpfung von Effizienzmaßnahmen. Nur so kann Ihr Wärmepumpen-System passgenau an Ihren Bedarf ausgerichtet werden.
Wir entwickeln mit Ihnen ein bedarfsgerechtes Konzept und klären mit Ihnen unter anderem folgende Fragen:
Erst, wenn diese Fragen beantwortet und ein stimmiges Gesamtkonzept für Ihre Wärme- und gegebenenfalls Kälteversorgung im Unternehmen aufgestellt wurde, empfehlen wir Ihnen die Umsetzung zu starten.
Bild: GEA
ÖKOTEC Expertinnen und Experten haben auf Basis von über 2.000 Beratungsprojekten eine Sammlung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Dekarbonisierung der Industrie zusammengestellt.
Auf dem Weg zur Klimaneutralität sind Erneuerbare Energien für Unternehmen ein wichtiger Baustein. Es lohnt sich, Investitionen in Erneuerbare Energiequellen für die Strom- und Wärmegewinnung umfassend zu betrachten.
Im F&E-Projekt Food Pinch entwickeln wir innovative Verfahren, um in Industriebetrieben den Energieverbrauch von Wärme- und Kälteversorgungsanlagen deutlich zu senken und Einsparpotenziale heben.