Arne Grein, Experte für Energiemärkte, teilt seine Einschätzung zur aktuellen Situation und gibt Tipps, die Betriebe für zukunftsrelevante Entscheidungen berücksichtigen sollten.Dafür bieten sich verschiedene Mechanismen des Flexibilitätsmanagements an, mit denen Betriebe ihre Energiekosten reduzieren und die Versorgungssicherheit am Standort erhöhen können.
Wo steht Deutschland bei der Energiewende und wie können Betriebe ihre Energiekosten reduzieren?
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2045 in ein strombasiertes System umzubauen. Sukzessive werden Kraftwerke in Deutschland abgeschaltet und die erneuerbaren Energien ausgebaut. Gerade durch die schwankende Einspeisung entsteht eine hohe Preisvolatilität am Strommarkt. Das birgt Risiken und Chancen. Damit die Energiewende gelingt und für alle Akteure ökologisch und ökonomisch tragfähig ist, muss der kontinuierliche Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch durch alle Marktteilnehmer unterstützt werden.
Dafür bieten sich verschiedene Mechanismen des Flexibilitätsmanagements an, mit denen Betriebe ihre Energiekosten reduzieren und die Versorgungssicherheit am Standort erhöhen können. Und das sind die Themen, die für Betriebe in den letzten Monaten eine hohe Relevanz haben, gerade wenn die Energiekosten einen hohen Anteil an den gesamten Unternehmenskosten haben.
Das Gesetz zur Sicherung der Energieversorgung und weitere Instrumente sollen Lieferengpässe und Preissteigerungen zukünftig besser abfedern, fordert aber gerade bei größeren Unternehmen neue Anforderungen und Pflichten an das Monitoring von Energiemengen und das Maßnahmenmanagement für Energieeffizienz. Das Wissen um mittel- und langfristige Energiebedarfsmengen und deren Einflussfaktoren ist allerdings auch für die zukünftige Energieplanung und Energiebeschaffung sehr nutzbringend.
Head of Energy Markets
Arne Grein
„Durch die systematische Analyse und Optimierung von Verbräuchen können Energiemanagement und Energieeinkauf gemeinsam Einsparpotentiale heben.“
Welche Ansatzpunkte sehen Sie für das Flexibilitätsmanagement in Industrieunternehmen?
Viele Anlagen am Standort verfügen über Flexibilitätspotenzial. So eignen sich zum Beispiel Erzeugungsanlagen wie Blockheizkraftwerke, Biomasseanlagen und Versorgungsanlagen wie Lüftung und Ventilatoren, um diese flexibel am Standort zu betreiben. Bei Tiefkühl- und Kältesystemen bietet sich zudem eine enorme thermische Flexibilität. Effekte zwischen Kompressoren und Kälteversorgern können so modelliert werden, dass eine hohe Flexibilität bereitgestellt, die Kälte eher in den Niedrigpreisstunden erzeugt wird und Kompressoren in effizienteren Zuständen fahren.
Mit Batteriespeichern lässt sich der Nutzen von Photovoltaikanlagen verbessern und eine Lastglättung ist möglich, um die 7.000 Vollbenutzungsstunden nach §19 Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) zu erreichen. Für Betriebe mit großen Fahrzeugflotten kann der Ausbau der Elektromobilität mit Batteriespeichern eine attraktive Maßnahme sein. Weiterhin ist das Management von hybriden Systemen möglich, wenn Betriebe neben bestehenden Heizkesseln neue Technologien wie zum Beispiel Wärmepumpen zur Gassubstitution nutzen.
Die Ansatzpunkte und Potenziale sind von Betrieb zu Betrieb verschieden und sollten im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung geprüft und bewertet werden. In Zeiten volatiler Energiemärkte und hoher Preisschwankungen unterstützen belastbare Daten zudem die Kommunikation von Energieeinkauf und Energieversorger, indem sie Prognosen für Ausgleichsenergien an Ihren Energieversorger melden können.
Die Basis, um Flexibilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich umzusetzen, ist der Einsatz intelligenter Softwaresysteme, die das Flexibilitätspotenzial von digitalisierten Verbrauchern mit dem Energiemarkt managen.
Was sind erste Schritte, wenn ein Unternehmen mit dem Thema Flexibilitätsmanagement starten möchte und welche Erfolgsfaktoren helfen bei der Umsetzung?
Im ersten Schritt sollte geprüft werden, welche Möglichkeiten für die verbesserte Nutzung von Prognosedaten oder untertäglicher Energiemengenabrechnung bereits im bestehenden Stromvertrag enthalten sind.
Der Liefervertrag ist die Grundlage für Aktivitäten des Flexibilitätsmanagements. Wenn es bereits eine Regelung zur spotpreisorientierten Abrechnung eines fixierten Teils der Stromlieferung oder Anforderungen zur Übermittlung aktueller Strombedarfs- oder Stromerzeugungsplanungen an den Energieversorger gibt, sollte analysiert werden, an welchen Stellen die Funktionalitäten eines Energiecontrollings besser in den Abrechnungsprozess einbezogen werden können. In der Regel gibt es bereits ein Verbesserungspotenzial allein durch eine kontinuierliche Datenbewertung und durch transparente Berechnungsschritte sowie eine Erhöhung des Automationsgrades. Hier können das Energiemanagement und der Energieeinkauf durch enge Zusammenarbeit Synergien heben.
Parallel ist es natürlich auch wichtig, zu verstehen, wie die aktuelle Betriebsweise möglicher flexibler Anlagen aktuell aussieht, um weitere Rückschlüsse auf Optimierungspotenziale ziehen zu können. Auf dieser Basis können dann alternative Betriebsstrategien berechnet oder simuliert werden, bevor es zu einer Umsetzung kommt. Sollte es noch keinen Bestandteil eines aktiven Flexibilitätsmanagements in der Stromlieferung geben, dann sollte das in der nächsten Ausschreibung für die Energieversorgung in die Gespräche mit aufgenommen werden.
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