Steigende Netzentgelte, volatile Energiemärkte und die Integration erneuerbarer Energien erfordern neue Strategien im betrieblichen Energiemanagement um Energiekosten unter Kontrolle zu halten. In diesem Artikel stellen wir Ihnen vor, wie Sie durch Spitzenlastmanagement, Verbrauchsprognosen und die automatisierte Steuerung von flexiblen Anlagen Ihre Energiekosten optimieren und von weiteren Vorteilen profitieren.
Spitzenlastmanagement
Neue Möglichkeiten zur Kostensenkung mit Photovoltaik und Speicher
Netzentgelte stellen bei Industrie- und Gewerbeunternehmen einen erheblichen Kostenfaktor dar. Es ist davon auszugehen, dass diese Kosten durch die zunehmenden Investitionen in die Netzinfrastruktur weiter steigen werden. Die Kostenentwicklung wird nicht nur die Arbeitspreiskomponente der Netzentgelte, sondern auch den Leistungspreis betreffen.
Für viele Betriebe stellt das kontinuierliche Management von Spitzenlasten eine wesentliche Herausforderung dar. Diese können beispielsweise durch das gleichzeitige Anlaufen mehrerer Maschinen, das plötzliche Hochfahren energieintensiver Prozesse oder die Integration neuer, stromintensiver Anlagen wie E-Ladestationen entstehen. Ein weiteres Thema wird in Zukunft außerdem die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung sein.
Daraus resultierende Lastspitzen führen aufgrund der zunehmenden Leistungspreise zu hohen Energiekosten in Unternehmen, die vermeidbar sind.
Lösungsansätze durch intelligentes Spitzenlastmanagement
Ein systematisches Spitzenlastmanagement kann hier Abhilfe schaffen. Ansätze sind zum Beispiel:
kurzzeitige Abschaltung nicht kritischer Verbraucher während Lastspitzen
gezielte Entladung von Batteriespeichern zur Bereitstellung von Leistungsreserven
kurzfristige Einsatz von Eigenerzeugungsanlagen
„Die Kombination von Spitzenlastmanagement mit Eigenerzeugung Photovoltaik und Batteriespeicher führt zu einem deutlich höheren finanziellen Nutzen als die singuläre Erzeugung von PV-Strom am Standort.“
Arne Grein Head of Energy Markets, ÖKOTEC Energiemanagement
Wirtschaftlich vielversprechend ist insbesondere die Kombination von Spitzenlastmanagement mit Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern. Dabei erfolgt die Optimierung des Netzbezugs durch die vorausschauende Be- oder Entladung der Batterie und durch gezielte Einplanung weiterer flexibler Anlagen bei einer stetigen Überwachung und Prognose der PV-Erzeugung. Weiterer Zusatznutzen: Es werden nicht nur effizient Lastspitzen reduziert, sondern auch die Kosten für Netznutzungsgebühren und auch Netzeinspeisungen bei negativen Preisen bzw. die Vermeidung von PV-Abschaltungen.
Für eine erfolgreiche Implementierung empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen:
Systemanalyse mit Erfassung aller relevanten Erzeugern und Verbraucher
Detaillierte Lastprofilanalyse zur Identifikation von Einsparpotenzialen
Entwicklung eines maßgeschneiderten Lastmanagementkonzepts
Professionelle Inbetriebnahme mit Validierung
Kontinuierliche Überwachung und Optimierung
Basis und Erfolgsfaktor bei der Umsetzung ist die Auswahl einer digitalen Lösung, die komplexe Energiesysteme und bei Bedarf auch Hochlastzeitfenster effektiv und dynamisch abbilden kann. Zudem sollte die Software flexibel erweiterbar sein, um auch künftige Anforderungen erfüllen zu können.
Praxisbeispiele zeigen, dass sich die Investitionen durch reduzierte Energiekosten meist innerhalb weniger Jahre amortisieren. Abhängig von der Höhe der bisherigen Lastspitzen und der nutzbaren Abschaltkapazitäten sind auch Amortisationszeiten unterhalb eines Jahres möglich.
Unternehmen, die aktuell nicht von individuellen Netzentgelten profitieren, empfehlen wir, das Thema Spitzenlastmanagement kurzfristig anzugehen.
Kühlprozesse und die Lagerung von Lebensmitteln unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Temperaturvorgaben haben am Standort des lebensmittelverarbeitenden Unternehmens Ornua eine übergeordnete Rolle.
Der Kältebedarf und die Anlageneffizienz der Kälteerzeugung waren witterungsbedingt und verursachten Spitzenlasten. Mit EnEffCo® konnten die Lastspitzen reduziert werden.
Energieprognosen
Der Schlüssel für effizientes Energiemanagement und optimierte Beschaffung
Der zweite wesentliche Ansatz für Unternehmen um Energiekosten zu senken, ist die Erstellung von Energiebedarfsprognosen um den Energieverbrauch präzise zu planen, Energiekosten zu prognostizieren und diese dem Energieversorger zur Verfügung zu stellen. Dafür müssen Energiemanagement und Energieeinkauf im Beschaffungsprozess eng zusammenarbeiten.
Die Bewirtschaftung von Bilanzkreisen und das Management von Energiekosten werden zunehmend komplexer. So müssen zum Beispiel Energieversorger Abweichungen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch über verschiedene Märkte ausgleichen – vom langfristigen Terminmarkt bis zur kurzfristigen Ausgleichsenergie. Dabei können insbesondere die Ausgleichsenergiepreise extreme Schwankungen aufweisen, mit Spitzenpreisen von bis zu 15.000 €/MWh (Stand: Mai 2025). Diese Volatilität führt zu erheblichen Kostenrisiken, die letztlich auf die Endverbraucher umgelegt werden.
Lösungsansatz: Präzise Energieprognosen
Eine verlässliche Energieprognose ermöglicht es Energieversorgern, das Risiko für die Ausgleichsenergiekosten zu reduzieren. Die daraus resultierenden Kosteneinsparungen können anteilig an den Endverbraucher weitergegeben werden. Die Höhe der erreichbaren Einsparungen sind von der erreichbaren Prognosegüte, dem Energieverbrauch und dem Energieversorger abhängig.
Die Prognosen im 15-Minuten-Intervall werden automatisiert mit einer geeigneten Software typischerweise täglich für die nächsten 2-7 Tage an den Energieversorger übermittelt. Im Vergleich zum Energieversorger haben Unternehmen aufgrund der am Produktionsstandort vorhandenen Daten viel bessere Möglichkeiten Energieprognosen zu erstellen.
Head of Energy Markets
Arne Grein
„Ein aktives Fahrplanmanagement minimiert die Kosten und das Risiko des Energielieferanten für Abweichungen. Von dieser Einsparung können auch Unternehmen profitieren.“
Für die Entwicklung präziser Prognosemodelle sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Dazu zählen unter anderem diese Einflussgrößen wie:
Produktions- und Schichtplanung
Wettereinflüsse
Witterungsprognosen und Verfügbarkeiten von Eigenerzeugungsanlagen (z.B. PV, BHKW)
historische Verbrauchsdaten
saisonale und weitere typische zeitliche Verbrauchsmuster
Für die Erstellung der Prognosen können einfache referenzbasierte Methoden bis hin zu komplexen Machine-Learning-Ansätzen eingesetzt werden. Entscheidend für die Qualität der Prognosen sind vor allem:
Die Verfügbarkeit und Qualität der Eingangsdaten
Die richtige Auswahl und Konfiguration des Prognosemodells
Die kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Modelle
Jack Link‘s ist globaler Marktführer für Marken-Proteinsnacks mit weltweit 3.500 Mitarbeitern. ÖKOTEC untersuchte die Prognose und Bewertung von Flexibilitäten im Anlageneinsatz anhand von zwei BHKW mit kombiniertem Wärmespeicher und zwei Gaskesseln.
Intelligente Softwarelösungen unterstützen bei der Erstellung und automatisierten Überwachung von Prognosen sowie bei der Kommunikation mit dem Energieversorger.
Um die Potenziale voll auszuschöpfen und die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen sicherzustellen, sollte vorab eine enge Abstimmung mit dem Energieversorger aufgebaut werden.
Weiterhin ist der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen wie dem Einkauf, der Produktion und der Instandhaltung ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Umsetzung.
Flexibilitätsmanagement
Der entscheidende Faktor zur Optimierung von Energiekosten in der Industrie
Mit der zunehmenden Einspeisung fluktuierender erneuerbarer Energien und dem Rückgang konventioneller Kraftwerksleistung bieten Flexibilitätsoptionen die Möglichkeit, von der zunehmenden Volatilität im Energiesystem zu profitieren.
Die steigende Komplexität in der Betriebsführung, dynamische Energiemärkte und regulatorische Anforderungen stellen Unternehmen vor große Aufgaben. Die Strompreise am Day-Ahead-Markt zeigen heute eine hohe Abhängigkeit von der erneuerbaren Stromerzeugung. Die mittlere Differenz zwischen hohen und niedrigen Preisen (Spread) liegt 2025 bei über 120 €/MWh – Tendenz steigend (Stand: Juni 2025). Diese Preisschwankungen gilt es intelligent zu nutzen.
Flexibilitätspotenziale erkennen und nutzen
In Industrie und Gewerbe existieren vielfältige Flexibilitätspotenziale: Von Produktionsprozessen über Pumpen- und Lüftungssysteme bis hin zur Kälte- und Drucklufterzeugung. Auch neue Technologien wie Elektrolyseure, Batteriespeicher und Ladeinfrastruktur bieten Flexibilitätsoptionen. Dieses System gilt es intelligent zu vernetzen und gezielt zu steuern.
Für die Umsetzung eines erfolgreichen Flexibilitätsmanagements sind mehrere Schritte erforderlich:
Kick-Off: In einem ersten Gespräch werden die Ziele und Rahmenbedingungen des Projekts definiert.
Abschätzung Flexibilitätspotenziale: Auf Basis einer Analyse der Lastgangdaten und einer gemeinsamen Schätzung der Flexibilitätsoptionen wird das Flexibilitätspotenzial als wirtschaftlicher Wert der Flexibilität bestimmt. Je nach Anwendungsfall kann das Potenzial vereinfach abgeschätzt oder durch modellgestützte Berechnungen identifiziert werden.
Modell zur optimierten Einsatzplanung: Im nächsten Schritt werden die Energiebedarfe erfasst und analysiert. Über einen Digital Twin und die Identifikation relevanter Wertschöpfungskomponenten wird ein maßgeschneidertes Konzept für das Unternehmen entwickelt.
Modell der Last und deren Flexibilitäten: Die Daten werden auf ihre Qualität geprüft und flexible Lasten sowie Anlagen erfasst. Prognosen für Strom, Wärme und Erzeugung werden erstellt, um die Flexibilität optimal mit Blick in die Zukunft zu steuern.
Testbetrieb: Mit einem Digital Twin für das Flexibilitätsmanagement werden die Betriebsprozesse simuliert und optimiert. Die Ergebnisse werden ausgewertet und konkrete Empfehlungen für den Praxiseinsatz abgeleitet.
Implementierung und Prozessintegration: Abschließend erfolgt die Integration der Flexibilitätslösungen in die bestehenden Prozesse – unterstützt durch Video-Calls oder optional auch vor Ort.
Die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Flexibilitätsoptionen unterscheidet sich dabei deutlich: So benötigen Batteriespeicher bei Investitionskosten von 450 €/kWh beispielsweise etwa fünf Jahre Amortisationszeit, während bereits vorhandene flexible Lasten wie Tiefkühllager oder BHKWs ohne zusätzliche Investitionen Erlöse von 30.000 bis 50.000 € pro Megawattstunde Leistung und Jahr generieren können und sich damit auch innerhalb eines Jahres amortisieren (Stand: Juni 2025).
Digitalisierung als Enabler
Intelligente Software-Lösungen ermöglichen die automatisierte Steuerung flexibler Anlagen unter Berücksichtigung von Strompreissignalen und betrieblichen Restriktionen. Der Digitale Zwilling bildet die Anlagensysteme ab und optimiert den Einsatz kontinuierlich. Die Integration in bestehende Prozesse und die Kommunikation mit Energieversorgern wird dadurch erheblich vereinfacht.
Die Digitalisierung eröffnet enorme Chancen zur Effizienzsteigerung. Im Interview spricht Prof. Dr. Hans-Rüdiger Lange, Head of Product Development und Product Manager EnEffCo® bei ÖKOTEC, darüber, wie die digitale Optimierung von Anlagen und Prozessen gelingt und warum die Software EnEffCo® ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Energiemanagement und die Produktion der Zukunft ist.
Entscheider im Energiemanagement sollten Flexibilitätspotenziale im eigenen Unternehmen zeitnah identifizieren und durch moderne und digitale Managementsysteme erschließen. Die Investition in diese Themen und digitale Lösungen wird sich durch geringere Energiekosten und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit auszahlen
Fazit
Die drei vorgestellten Ansätze bieten Unternehmen konkrete Möglichkeiten, ihre Energiekosten deutlich zu reduzieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Die Kombination dieser Strategien mit digitalen Lösungen ermöglicht dabei eine besonders effektive Umsetzung und können schrittweise angegangen werden:
Spitzenlastmanagement mit PV und Speichern kann Netzentgelte erheblich reduzieren
Flexibilitätsmanagement erschließt neue Erlöspotenziale durch volatile Strompreise
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Unsere Energiemonitoring-Software EnEffCo® ermöglicht dabei die automatisierte Steuerung und Optimierung der Anlagen „Smart Operations“ – von der Lastspitzenreduktion bis zum gewinnbringenden Flexibilitätseinsatz.
Die diesjährige EnEffCo® Akademie bot Geschäftsführern und Energiemanagern eine exklusive Plattform, um tiefgreifende Einblicke in die neuesten Entwicklungen und Forschungsprojekte im Bereich Energieeffizienz und Digitalisierung zu erhalten.
EnEffCo® vernetzt Anlagen und Prozesse für Smart Operations. Dr. Hans Rüdiger Lange erklärt im Interview, wie Unternehmen durch KI und digitale Lösungen Einsparpotenziale heben und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Die Leistungspreise für Strom zeigen besonders seit 2024 vor allem in eine Richtung: nach oben. Das White Paper Spitzenlastmanagement zeigt Ihnen, wie Sie Lastspitzen senken und somit Energiekosten einsparen können.
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